Weißstorch
Wird Breitungen weiterhin Thüringens Storchenhochburg sein?
Für den Bau neuer Nester werden geeignete Standorte und hohe Gebäude gesucht
Im Werratal gelegen war Breitungen mit seinen Seen und Feuchtwiesen schon immer ein beliebter Nistplatz für Störche. In früheren Zeiten soll es sogar zwei gleichzeitig besetzte Nester im Ort gegeben haben, was für den Mittelgebirgsraum eine echte Seltenheit ist. Die letzten Bruten fanden 1946 in Nestern auf dem Forstamt und auf der Scheune eines Gehöftes in der Langen Gasse statt. In den Folgejahren blieben die Störche bis auf wenige Nistversuche über Jahrzehnte dem Ort fern, bis 1991 die von der Feuerwehr aufgesetzte Nisthilfe auf dem hohen Schornstein in der Ortsmitte angenommen wurde. 2011 siedelten sich zwei weitere Paare an und im letzten Jahr nochmals 2 neue Paare. Fünf Storchenpaare in Breitungen waren ein absoluter Rekord für Thüringen!
Das Jahr 2016 war sehr erfolgreich für die Störche in Breitungen. Erstmals gab es fünf besetzte Nester. Auch für Fachleute eine echte Überraschung ! Zwei Horste befinden sich auf Schornsteinen des örtlichen Agrarbetriebes.
Überraschenderweise waren im Frühjahr 2016 zwei junge Störche in der Ortsmitte auf Nistplatzsuche. Zunächst standen sie auf verschiedenen Gebäuden, entschieden sich dann aber für den Schornstein der Bäckerei Jörges. Anwohner und Storchenfreunde beobachteten das emsige Treiben der Beiden. Es war eigentlich nicht zu erwarten, dass sie ohne Nisthilfe eine erfolgreiche Brut schaffen. Aber ihr Nestbautrieb war unermüdlich. So wuchs Tag für Tag das Nest, auch wenn so manche Zweige nach unten fielen. In nur einer Brutperiode ein völlig neues Nest zu bauen, zu brüten und zwei Junge erfolgreich aufzuziehen, ist beachtlich und kommt bei Störchen nicht oft vor. Als dauerhaftes Storchenquartier ist das Bäckereigebäude allerdings nicht geeignet. Vogelkot, Gewölle, Nahrungsreste und herunterfallenes Nistmaterial führten zu einer Beeinträchtigung von Dächern, Balkon und Garten. Eine fortwährende Duldungspflicht des Brutplatzes würde für die Hausbesitzer eine nicht hinnehmbare Härte bedeuten, zumal die Zuwegung für eine maschinelle Reinigung von Dach und Dachrinnen kaum möglich ist. So wird dieser Brutplatz wohl in der kommenden Brutperiode nicht mehr zur Verfügung stehen. Storchenfreunden tut das zwar sehr Leid, man muss aber auch die andere Seite sehen. In wenigen Wochen wird dieses Brutpaar aus dem Winterquartier nach Breitungen zurückkommen und sucht dann nach ihrem Nest oder einer anderen geeigneten Niststätte. Deshalb wird dringend ein neuer Horststandort gesucht.
Möglicherweise kehrt auch das vorjährig fünfte Storchenpaar zurück. Das Nest müsste jedoch bis zur Rückkehr der Störche noch „wohnlicher“ eingerichtet werden.
Breitungen war über Jahre der erfolgreichste Brutort für Weißstörche in Thüringen. Vielleicht gelingt es ja, neue geeignete Nistmöglichkeiten zu finden. Es ist durchaus möglich, dass die Werraaue um Breitungen mit unserer Unterstützung weiterhin die Storchenhochburg von Thüringen bleibt.
Klaus Schmidt
Autor: Klaus Schmidt
Ein Brutpaar durfte auf dem Schornstein der Regelschule Breitungen bleiben.